Das Primär-Enneagramm
von Terence Dowling und Dirk Leinweber
Das Enneagramm in der Gurdjieff-Tradition ist in erster Linie ein Symbol, das uns hilft Entwicklungsprozesse tiefer zu verstehen.
Die amerikanische Enneagramm-Tradition, ausgehend von Oscar Ichazo, vermittelt grundlegende Einsichten in die Struktur der menschlichen Psyche.
Das Primär-Enneagramm zeigt, dass die neun Charakterstrukturen ihre tiefenpsychosomatischen Wurzeln in der vorgeburtlichen Lebenszeit und der Geburt haben. Es verbindet das Prozessmodell mit der Charaktertypologie.
Das Enneagramm der Schwangerschaft und Geburt
Das Enneagramm ist ein sehr altes Symbol, das eine tiefe psychologische Weisheit bewahrt. Von Lehrer zu Schüler über viele Generationen mündlich weitervermittelt, wurde die Weisheit des Enneagramms zur geistlichen Begleitung und spirituellen Führung eingesetzt.
Obwohl viele Autoren betonen, dass sich der “Persönlichkeitstyp” innerhalb der ersten vier Lebensjahre ausbildet, untersucht keine der vorliegenden Veröffentlichungen die Verbindung zwischen dem Enneagramm und modernen entwicklungs- oder tiefenpsychologischen Theorien.
Die neuen Erkenntnisse der Prä- und Perinatalpsychologie und Medizin schaffen erstmals eine theoretische Basis, die unmittelbar am Kern unseres Menschseins wurzelt. Von dort aus wird es möglich den tiefen und entwicklungspsychologischen Hintergrund des Enneagramms zu erhellen. Bereits 1950 veröffentlichte der englische Prä- und Perinatalpsychologe Francis Mott eine Darstellung in der er neun psychosomatisch bedeutsame Phasen des Prozesses der Schwangerschaft und Geburt auf einem Kreis anordnete ohne das Enneagramm zu kennen.
Franzis Motts Neunerstruktur
Das Primär Enneagramm vereint die Weisheit des Enneagramms mit neusten Erkenntnissen aus der Prä- und Perinatalpsychologie. Es liefert eine tiefen- und entwicklungspsychologische Basis für die im Enneagramm beschriebenen Charakterfixierungen. Die Entstehung der im Enneagramm beschriebenen Grundenergien bzw. Charakterfixierungen wird auf das Erleben des Menschen vor und während der Geburt zurückgeführt.
Das Wissen um die körperliche Ebene dieser Störungen (Charakterfixierungen) ermöglicht neue, vornehmlich körperorientierte Therapieansätze und fordert präventive Maßnahmen, um frühe, die Persönlichkeit sehr stark begrenzende Traumatisierungen zu vermeiden.
Da das Typenmodell des Primär Enneagramm auf dem Prozess von Schwangerschaft und der Geburt basiert, verschwindet auch der scheinbare Widerspruch zwischen dem Enneagramm als Prozessmodell und dem Enneagramm als Typenlehre.
